René Wolffs – Profi im BSV-Dress

Wer ist René Wolffs?

Der Ein oder Andere hat sicherlich schonmal von ihm gehört, eventuell sogar ein Gesicht vor Augen, aber mir sagte dieser Name nichts!

In einem Zeitungsbericht von unserer damaligen B-Jugend wurde sein Name erwähnt, aber viel Beachtung schenkte ich ihm nicht.

Fast zur gleichen Zeit schickte ich Bernie Otto ein Foto von unserer C-Jugend (ca. 1977-80): „Kannst du mir die Namen dazu nennen?“ Einige Minuten später antwortete er mir, aber es fehlten einige Namen.

Ich dachte mir, evtl. war der Zeitungsbericht eine Saison nach dem C-Jugend Foto geschrieben worden, somit wurden dort einige Namen erwähnt, die zum Foto gehören und Bernie brauchte einfach einen „Anstupser“. Also probierte ich es, rief ihn an und las ihm die Namen vor.

Bernie hörte sich die Namen an und bei dem Namen René Wolffs, kam es bei ihm wie aus der Pistole geschossen: „…wahrscheinlich der beste Fußballer, den der BSV jemals hatte, war Profi in Holland (Niederlande)!“

Jugendspieler im BSV und dann Profifußballer… – mein Interesse war geweckt!

Ich musste recherchieren, fragte alte bekannt und ehemalige Mitspieler von René, doch der richtigen Weg war noch nicht dabei. 

Dann kam endlich der Stein ins Rollen… 

Wolf-Rüdiger Voit hatte eine gute Idee und sagte mir: „Ich stelle es bei Facebook rein, ich bin da in einer niederländischen / Blomberger Gruppe (Blomberg United), vielleicht hilft das weiter!“, gesagt – getan! 

Wie der Zufall es so will, konnten Wolf-Rüdiger Kontakt zu Renés Eltern herstellen, zwei Tage später bekam ich die Mail-Adresse von René Wolffs!

Jetzt ging alles sehr flott. 

Kontakt aufgenommen… 

Fragen gestellt… 

Bericht geschrieben… 

und hier ist er – René Wolff, der wahrscheinlich beste Fußballer, den der BSV jemals hatte!

René wurde am 16.06.1965 im holländisch Sittard geboren. Durch seinen Vater, der beim holländischen Militär sein Dienst absolvierte, führte sein Weg nach Blomberg (ehem. Niederländischen Kaserne in Blomberg).

Wie es in der damaligen Zeit für Militärangehörige bzw. dessen Familienmitglieder üblich war, fing er in der Jugend bei Flying Dutchman an Fußball zu spielen. Da die Holländer (wie man in Blomberg immer zusagen pflegte) ab der C-Jugend keine eigene Jugendmannschaft stellten, entschied sich René für den BSV.

stehend, 2. von rechts (mittig der beiden Erwachsenen)

Bei uns spielten schließlich schon einige seiner Kumpels, somit fiel ihm die Entscheidung beim BSV weiter zu machen, nicht schwer.

Da sein Talent sofort ins Auge stach, durfte er mit 14 Jahren schon bei der B-Jugend spielen, in der Bezirksliga. Mit diesem Team gewann er 1979 schließlich auch den Kreispokal (davon war der oben genannte Zeitungsbericht). Nach diesem Triumph sollte noch ein erfolgreiche Saison mit dem BSV folgen. Mittlerweile durfte er schon in der A-Jugend ran und stieg als 15jähriger mit unserer A-Jugend in die Bezirksliga auf. Nach diesen Erfolgen verschwand er von der „Blomberger Bildfläche“.

A-Jugend Kreisliga Meister 1979

Zurück in die Niederlande

Die Talentspäher von Arminia Bielefeld, FC Schalke 04 und des PSV Eindhoven haben sein Talent ebenfalls erkannt. Er entschied sich letztendlich für das „Jeugdteam“ des PSV Eindhoven. Die Wege nach Bielefeld und Gelsenkirchen, ohne seine Familie in der Nähe, war ihm zu weit. In Eindhoven hatte er dagegen die ideale Voraussetzung. Seine Oma wohnte damals im Großraum Eindhoven, somit hat er dort die idealen Voraussetzungen gehabt, um Familie und seinen Traum ein Profifußballer zu werden, unter einem Dach zu vereinen.

Am 02.05.1985 war es dann soweit. Mit 19 Jahren und 11 Monaten wurde er zur Halbzeit, beim Spiel seines PSV gegen Ajax Amsterdam, für Piet Wildschut eingewechselt. 

Sein erstes Spiel in der Eredivisie… gegen den Dauerrivalen von Ajax Amsterdam… 4:0-Sieg gegen Koeman, van Basten, Rjaakard und Co… was für ein Einstand, besser hätte es nicht laufen können.

Mir wurde zwar nicht übermittelt, wieviel Wunden er vom Zwicken davongetragen hat (evtl. ist alles nur ein Traum). Aber eins war klar… 

…dieser Junge, der vier Jahre zuvor auf der Blomberger Asche gegen den Ball getreten hat und sich über jedes Tor, über jeden Sieg des BSV freute, war als Profi in der Eredivisie angekommen.

Das war eine unwirkliche Realität, ein Zeichen von harter Arbeit und starkem Willen, vom kleinen BSV zum großen PSV… welch‘ ein Weg – unglaublich!

Nach dieser wundervollen Erfahrung folgten noch weitere 135 (nicht immer) schöne Spiele in der Eredivisie für den PSV Eindhoven, Willem II und FC Den Bosch. In dieser Zeit konnte er sechs Tore erzielen und stand 130 Mal in der Startaufstellung, ein sehr respektabler Wert für „unseren“ René.

Karrierenachweis


1993 Karriereende und Einstieg ins Berufleben

1993 zwang ihn dann aber eine schwere Knöchelverletzung dazu, dass er mit 28 Jahren seine Karriere beenden musste. Wie er selbst zugab, erreichte er das nötige Niveau nicht mehr, um seine Profikarriere fortzuführen.

Etwas trauriges, melancholisches hatte die Situation schon, denn er teilte mir mit: „Ich habe in meiner Karriere sehr viele schöne Momente erlebt und in dieser Zeit war ich eine privilegierte Person, der sein Hobby zum Beruf machen durfte. Diese Erlebnisse kann mir keiner nehmen.”

In seiner Zeit als Fußballer hat er gegen bzw. mit vielen berühmten Fußballern gespielt, Hans von Breukelen, Gerald Vanenburg, Ruud Gullit, Marco van Basten um nur einige wenige Namen zu nennen. Doch von einem war er besonders beeindruckt. Die Rede ist von Ronald Koeman, dem aktuellen Bondscoach.

„Als Mitspieler hat er mich aufgrund seiner Professionalität und seiner Einstellung sehr beeindruckt. Technisch stark, mit präzisen Pässen und einem harten Schuss. 

Aber, und dies sollte man auf keinem Fall unterschätzen, auch mit einem guten Charakter und der Gabe seinem Gegenüber das Gefühl zu geben wichtig zu sein. Wenn solch eine Persönlichkeit sich für dich Interessiert, hat man schon ein sehr gutes Gefühl. Ronald hat diese Gabe, entweder hat man so etwas im Blut oder man muss es sich sehr hart erarbeiten.“

Diese Gesprächsführung hat er aufgesogen und sich zu nutze gemacht. Mittlerweile setzt er es in seiner alltäglichen Arbeit beherzt um. Seit etlichen Jahren arbeitet er nämlich als „Huismeester“ oder zu Neudeutsch – Gebäudemanager – bei einer großen Wohnbaugesellschaft. 

seine heutige Tätigkeit als Gebäudemanager

Der Beruf bringt einige Dinge mit, die er aus dem Profisport kennt, koordinieren, helfen, vermitteln, Gespräche suchen und ein Team führen. 

Derzeit betreut er ca. 1200 Wohnungen, daher ist es extrem wichtig, dass man im Team gut zusammenarbeitet. “Hier muss man die Sprache der Straße sprechen, sein Gesicht zeigen und vorangehen, dies habe ich beim Fußball gemacht und hier jetzt auch!“ Es sind also die Attribute die ihm seit etlichen Jahren prägen, die er durch den Fußball verfeinert hat und jetzt in seiner zweiten Karriere umsetzt.


Der heutigen Fußball und seine Meinung dazu

Aktuelle hat er mit Fußball nichts mehr am Hut, aber dennoch sagt er: „Der Fußball war ein entscheidender Teil meines Lebens, ich denke noch immer, es ist ein schöner Sport, aber ich sehe es mittlerweile mit anderen Augen.“ 

Der bekennende PSV-Fan führt weiter aus: „Der Fußball ist heute viel sachlicher geworden, alles dreht sich nur noch ums Geld.“

Dies ist die Äußerung eines Mannes, der von seiner Leidenschaft geleitet wurde. 

Stationen in der Eredivisie

Profi war nicht sein Beruf, Profi war seine Passion!

In der heutigen Zeit fehlt ihm bei den jungen Spielern diese Leidenschaft, dieser Spaß am Fußballsport. „Heute wollen die Spieler einfach ein möglichst leichtes und sorgenfreies Leben führen und dies versuchen sie über den Fußball zu erreichen.“

„Aber um dort hin zukommen, gehören auch Schweiß, Disziplin, harte Arbeit und manchmal auch mal der Ellenbogeneinsatz dazu.“

„Wenn man jetzt auch noch die richtige Einstellung zum Fußball hat und dies mit der Leidenschaft für den Fußball paart, dann fällt einem diese Arbeit umso leichter. Dies hat ihn damals vom Blomberger SV zum PSV Eindhoven getrieben.“

Blomberg und der BSV

Auch wenn der Kontakt zum BSV gänzlich abgebrochen ist, hat er die Zeit beim BSV in guter Erinnerungen: „In besonderer Erinnerung ist mir der Ascheplatz (Schiederstraße) geblieben. Ein besonderer Platz, der seine Vor- aber eben auch seine Nachteile hatte. Als Fußballer bevorzuge ich aber lieber einen Rasenplatz.“

Egal wie, wo oder mit was… wichtig war es damals, dass man gegen etwas treten konnte, idealerweise gegen etwas „Rundes“!

Das dieser Typ aus besonderem Holz geschnitzt ist, hört man sofort heraus. Ihm sind Dinge von Blomberg im Gedächtnis geblieben, die nur bedingt etwas mit dem eigentlichen Fußball zu tun haben. „Ich erinnere mich noch an die Familie, die im Haus, am Rande des Fußballfeldes, lebte!“.

Vor allem der ‘Mann des Hauses‘ ist ihm in guter Erinnerung geblieben. „Otto (Radtschuhn), bei ihm kauften wir oft Süßigkeiten und Getränke.“ 

Sind dies die Erinnerungen eines Profis, der mit Fußballern, die Geschichte geschrieben haben, zusammen gespielt hat. Die sich heute evtl. noch per Handschlag begrüßen und über die schöne alte Zeiten sprechen.

Hier ein klares nein! Dies sind die Erinnerungen von einem Jugendlichen, der eine gute Kindheit in Blomberg und auch hier beim BSV hatte. 

Nach meiner Frage, ob er mir Bilder von seiner Zeit beim BSV oder seiner Profikarriere schicken kann, sagte er: „Ich habe nichts, doch mein Vater, mein größter Fan, der hat alle Fotos, Zeitungsausschnitte, Interviews und Videos aufbewahrt. Leider kann ich meine Eltern seit Wochen nicht sehen, Corona hat auch das Leben in den Niederlande eingeschränkt.“ 

Sicher ist aber, sobald es die Situation erlaubt, wird er, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, sich auf dem Weg von Oosterhout zu seinen Eltern machen und sie besuchen, vielleicht denkt er dann an die Bilder und schickt sie mir zu! Schön wärs!

Um die Eingangsfrage zu beantworten!

René Wolffs, war ein Kind, der einen Traum hatte. 

Ein Jugendlicher der für seinen Traum hart gearbeitet hat. 

Ein Mann, der seinen Traum gelebt hat. Der auf dem Boden geblieben ist und das gutbürgerliche Leben, mit all seinen Vor- aber (leider) auch seinen Nachteilen, liebt und schätzt.


Unsere Aufgabe im BSV

… und wir vom Blomberger SV, haben einen kleinen Teil dieses Weges mitgestaltet, darauf sind wir besonders Stolz. Aber auch darauf, dass wir in sehr guter Erinnerung geblieben sind. 

Dies ist eine Bestätigung, dass die damaligen Trainer, Betreuer, Mannschaftskameraden und Mitwirkenden einen „sehr guten Job“ gemacht haben.

Diese wertvolle Gewissheit nehmen wir gerne mit, es ist aber auch eine Verpflichtung, dass wir aus dieser Zeit lernen müssen, im besten Fall sogar kopieren sollten.

Denn wenn der nächste „René Wolff“ das BSV-Dress überzieht, muss er ebenso gute und bleibenden Eindrücke von Blomberg und dem BSV mit sich führen. Nur dann haben wir wieder gute Vorarbeit geleistet und können von einem großen Erfolg sprechen.

René, bedankt voor je tijd en je openhartige woorden. Blijf gezond en hopelijk kom je snel weer terug naar Blomberg … want we spelen nu op je favoriete ondergrond – op een groen gazon!

Noch ein Nachtrag! René hat Wort gehalten, ich habe Bilder erhalten! Danke René