1968 – Entscheidungsspiel für den Klassenverbleib

Nachdem unsere 1. Mannschaft ein Jahr zuvor im Entscheidungsspiel gegen die SpVg Brakel in der Verlängerung mit 3:1 gewonnen hatte und weiterhin in der Bezirksklasse bleiben durfte. Mussten sie in der Saison 67/68 wieder ins Entscheidungsspiel.

Das Spiel gegen den VfL Hiddesen fand in Eichholz-Remminghausen statt.

Die Mannen von Trainer „Deutschi“ Bulatovic begannen sehr nervös und hatten in der ersten Hälfte nicht nur Pech, sondern auch kein Glück… und bei Hiddesen klappte alles, sagte der spätere Matchwinner Willi Conrad.

52 Jahre nach dem legendären Spiel konnte auch er mir nicht mehr sagen, ob es die Nervosität oder Überheblichkeit war, die den BSV, in dieser ersten Hälfte, wie angewurzelt auf dem Platz stehen ließ. Doch eines war klar, der BSV lag nach 45min mit 0:4 hinten und musste in der zweiten Hälfte ein Feuerwerk zünden.

Aber Zweifel an einer Wende war angebracht, denn auch etliche Zuschauer trauten dieser Mannschaft nichts mehr zu und gingen zur Halbzeit enttäuscht fort.

In der Kabine, so erinnerte sich Willi, war es mucksmäuschenstill. „Der alte Buchholz (damals im Vorstand) kam in die Kabine und sagte uns im harschen Ton, dass wir uns zusammenreißen sollen, damit das Ergebnis erträglich bleibt.“

„Wir gingen zur zweiten Halbzeit auf den Platz und spielten endlich den Fußball, den wir uns schon von der ersten Minute an vorgenommen haben. Mein 1:4 nach wenigen Minuten gab uns einen weiteren Schub. Im Gewühle heraus stocherte ich den Ball ins Netz“, so Willi weiter.

Das 2:4 machte Boddel Wehner, die Köpfe der Gegner hingen immer tiefer und unsere Jungs wollten das unmögliche möglich machen.

Dann kam die 70min. Flankenlauf von „Axa“ Bunte… scharf Flanke auf Höhe des 11m-Punktes… da stand Willi… Kopfball … Tor – Willi köpfte zum 3:4 ein.

Über dieses Tor war Willi auch 52 Jahre später noch erstaunt. „Wie ich den gemacht habe, kann ich dir nicht sagen, denn aus 11m einen Kopfballtor zu erzielen, war nicht meine Stärke“, führte Willi aus.

Anscheinend war er von diesem Tor so beeindruckt, dass er sich an das 4:4 nicht mehr erinnern kann. „Das einzige was ich noch weiß, dass ich die beiden Tore innerhalb von nur zwei Minuten erzielt habe.“

Auch egal, Hauptsache das Runde ist im Eckigen….

Doch an das 5:4 in der Nachspielzeit, und damit sein viertes Tor in diesem Spiel, konnte sich Willi wieder sehr gut erinnern.

„Es war ein Steilpass von Bruno (Buchholz), ich lief in den Strafraum und sah, dass der Torwart sich nicht von der Linie bewegte. Da dachte ich mir, dann schieb‘ das Ding in die Kurze Ecke.“

Tatsächlich… das unmögliche ist möglich geworden, dieses Tor brachte die erstmalige Führung in diesem Spiel, der BSV drehte ein 0:4 Halbzeitergebnis in ein 5:4 um – diese Geschichte kann nur der Fußball schreiben.

Doch eines wollte Willi noch los werden, nach dem 5:4, parierte unser Josef (Freihoff – Torwart) noch einen Schuss, „bis heute weiß ich noch nicht, wie er den parieren konnte. Ich weiß nur noch, dass nach dem Spiel die Hölle los war, alle Zuschauer liefen auf das Spielfeld, wir lagen uns alle in den Armen“, so Willi weiter.

Nach der Partie ging die Spieler noch in die Kneipe. Ihr bevorzugte Lokalität nach Spielen war die Kneipe „Ölschläger“ (Heutorstraße / Ecke Bahnhofstraße). Man trank zusammen noch „ein paar Bierchen“ auf dieses unvergessliche Fußballerlebnis und ließ den Tag (man munkelt einige Spieler auch noch den nächsten Morgen) schön ausklingen.

Damit ist einer der geschichtsträchtigsten Spiele in der BSV-Historie, mit einem krönenden Abschluss, gefeiert worden.

Mein Dank richtet sich an Willi Conrad, der sich die Zeit genommen hat, um mir seine Erlebnisse zu schildern.

An diese alten Geschichten kann man erkennen, dass sich der Fußball nie geändert hat. Denn auch damals galt, erst verliert man, dann gewinnen die Anderen – aber in diesem Spiel gewannen WIR, der BSV!

Obere Reihe v.I.n.r.: Werner Vogt, Rolf Begemann,
Kurt Pansegrau, Horst Rautenberg, Reinhold Homuth, Manfred Golücke, Siegfried Wehner, Willi Conrad, Hartmut Schmode, Friedel Möller, Bruno Buchholz

Untere Reihe v. I. n. r.: Bunte, Josef Freihoff, S. Bulatovic, Betreuer Heinz Conrad